Pro Weichholzaue – kontra Eschen-Ahorn

 

In Halle finden seit Oktober 2014 Maßnahmen zur Zurückdrängung des Eschen-Ahorns statt.

Der Eschen-Ahorn (Acer negundo) ist eine amerikanische Ahorn-Art. Er wird seit dem 17. Jh. In Deutschland kultiviert. In der DDR wurde er aufgrund seiner leichten Vermehrbarkeit häufig an Straßen, in Grünanlagen und Hecken gepflanzt. Von dort breitet er sich seit den 90er Jahren verstärkt in naturnahe Lebensräume aus. In Halle ist der Eschen-Ahorn in der Saaleaue im Bereich der früheren Weichholzaue sehr häufig. Dort wuchsen früher besonders Silber-Weiden und Schwarz-Pappeln.

In solchen naturnahen Auen kann der Eschen-Ahorn zur Gefährdung von Arten beitragen, da seine Dominanzbestände artenarm sind. Er verhindert zudem durch seinen dichten Wuchs die Verjüngung heimischer Arten.  Aufgrund dieser Auswirkungen steht der Eschen-Ahorn auf der Schwarzen Liste des Bundesamtes für Naturschutz und der Schwarzen Liste Sachsen-Anhalt.

Viele Insekten sind an eine bestimmte Pflanzenart angepasst, von der sie sich ernähren (Monophagie). Eine solche Anpassung ist im Laufe mehrerer Jahrtausende entstanden und kann nicht kurzfristig geändert werden. Die an die ursprünglichen Gehölzarten der Weichholzaue angepassten Insekten können nur zu einem kleinen Teil auf den Eschen-Ahorn wechseln. Für die meisten Arten  stellen Eschen-Ahorne daher keinen Lebensraum dar.  So sind z. B. Weiden Lebensraum von ca. 1000 Insektenarten, von denen viele Arten monophag sind (LWF 2000). Bei einem Vergleich der Insektenarten auf dem heimischen Feld-Ahorn und dem Eschen-Ahorn wurde festgestellt, dass auf dem Feld-Ahorn sechs mal mehr spezialisierte Insektenarten gefunden wurden (KREBS 2012). Daher führt die Ausbreitung des Eschen-Ahorns nicht nur zu einer Verdrängung von heimischen Pflanzenarten sondern auch zu einer extremen Verarmung der Insektenfauna. Daraus resultierend verarmen die Nahrungsnetze und Ökosystemfunktionen der Weichholzaue.

Aufgabe der Naturschutzbehörden ist die Erhaltung und Förderung der heimischen Biodiversität. Um diese Arten- und Ökosystemvielfalt zu schützen ist eine Zurückdrängung des  Eschen-Ahorns notwendig. Die Stadt Halle stellt sich dieser Aufgabe, in dem sie in den FFH-Gebieten der Saaleaue eine Ringelung der Eschen-Ahorne durchführen lässt.

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Interview zur Ringelung des Eschen-Ahorns in Halle (Saale), produziert und gesendet am 10.5.2016 von Radio Corax

Durchführung der Ringelung

Wenn ein Eschen-Ahorn gefällt wird, bildet er eine große Zahl von Stockausschlägen, die bereits im zweiten Jahr wieder fruchten können. Daher ist es sinnvoller, den Baum durch Ringelung langsam zum Absterben zu bringen.
Zu Beginn der Ringelung wird am Rand des Ringelbereichs mit einer Säge bis ins Holz gesägt.
Dann werden die Rinde und das Kambium entfernt.
Der Eschen-Ahorn ist in der Lage, die Ringelstelle zu überwallen.
Um dies zu verhindern, sollte die Ringelung möglichst tief erfolgen. Überwallungen müssen wieder entfernt werden.
Die Mitarbeiter der Österreichischen Bundesforsten ringeln Eschen-Ahorn und Götterbäume sehr tief mit der Motorsäge, um Überwallungen zu verhindern. Foto Kovacz, ÖBf

 

“Von Ringelung (Ringeln) spricht man, wenn ein mehrere Zentimeter breiter Streifen der Rinde am unteren Teil des Stammes eines Baumes oder Strauches ringförmig entfernt wird. Hierbei wird der Saftstrom unterbrochen, das heißt der Transport der Assimilate zu den Wurzeln gestoppt. In der Folge stirbt der Baum in der Regel ab, insbesondere wenn die Rinde samt Kambium entfernt wurde und somit das Schließen der Wunde deutlich erschwert wird. Das Absterben eines Baumes kann sich manchmal über ein bis drei Jahre hinziehen, da die Versorgung der Krone mit Wasser und Mineralien weiter ungestört über das unverletzte, tiefer liegende Xylem erfolgt. Erst wenn die Wurzel aufgrund der fehlenden Assimilate abzusterben beginnt, treten die Notfruchtung oder das Absterben der ganzen Pflanze ein.” Wikipedia